Transit

Der Transitbereich beherbergt serielle Arbeiten und eine Lounge. Hier werden alle Arbeiten gezeigt, die nur noch wenig mit den Fotografien aus dem Ankunftsbereich zu tun haben, aber auch noch nicht den Sprung in die Abstraktion der Abflüge vollzogen haben. 

"Gesichtslose Silhouetten respektieren das Bedürfnis nach Anonymität. Oder: Ich könnte du sein; du könntest sie oder er sein. Wir könnten alle anderen und nebenbei wir selbst sein. Ein Terrain für Schauspieler?
Transit ist der Bereich eines kalkulierten Identitätsverlusts zwischen Ankunfts- und Abflugsslot. Wir schauen durch ein Zeitfenster: all das wäre möglich (gewesen). Leider sind wir meistens in Eile. 

Einsamkeit im Transit? Allenfalls begrenztes Alleinesein. Man sieht es ihnen noch, man sieht es ihnen schon an: die Umarmung, mit der sie verabschiedet wurden, die Umarmung, mit der sie begrüßt werden. Viele arbeiten hier in der Traumwäscherei. Ein paar bleiben hängen.

Transit ist auch oder gerade deshalb ein Ort für all jene ohne einen stempelbaren Reisepass, ohne ein einklebbares Visum, Ort verlorener Herkunft oder Heimat oder mit fluiden Identitäten. Willkommen in Amnesien!
Ein Ort wie gemacht für Poeten. Für solche, denen es die Dichtung ausgeschlagen hat.
Transit ist ein Ort für alle, die randvoll mit Anteilnahme sind, mit einem zweifelnd-prüfenden Blick auf sich selbst, die das Unbestimmte für sich arbeiten lassen. 

Mehr Möglichkeitssinn als Wirklichkeitssinn. Nicht wahr, Herr Musil?"

Till Heene, Juli 2025