Serien

"Pro Serie werden hier höchstens sieben Bilder gezeigt. Ich arbeite mit dieser Einschränkung, um zum einen den eigenen Ansprüchen an ein ständig infragestellendes Arbeiten gerechter zu werden. Zum anderen möchte ich meinen Teil dazu beitragen, die Bilderflut ein wenig einzudämmen. Diese digitalen Bilder, die Sie womöglich gerade auf dem Miniaturbildschirm Ihres Smartphones betrachten und swipen, werden den auf Fine Art Papier gedruckten Originalen nicht gerecht."

Till Heene, Juli 2025

Wir laden dennoch zum Verweilen ein und freuen uns, bei Interesse über einen Videocall weitere und aktuelleste Arbeiten zu zeigen. Kontakt über till<at>artport.online 


Menschen im Transit


"Menschen im Transit beruht auf Bildern, die ich an Flughäfen, meistens am Pariser Charles-de-Gaulle mache. Dessen Architekt, Paul Andreu, hat wunderbare architektonische Skulpturen erschaffen. Die Spuren der 70er Jahre beziehungsweise Konsequenzen eines function follows form à la française addieren sich zwar heute als zusätzlicher Stressfaktor für den Reisenden. Aber wenn man an diesen Flughafen fährt ohne die Absicht, irgendwohin zu reisen, kann man eine ganz wunderbare Zeit dort verbringen. 
Auf Flughäfen rennen wir durch ein mehr oder weniger großes Zeitfenster zwischen Ankunft und Abflug. So wie im echten Leben.
Ich schaue mir die Menschen dort an. Schaue ihnen zu. Fotografiere ihre Eile, ihr kurzes Verweilen, manchmal ihre flüchtigen Begegnungen. Aus der konkreten Notwendigkeit, reale Personen unkenntlich zu machen, wird für mich die große Freiheit, die Bilder überhaupt völlig anderes zu gestalten. Die Bilder zeigen ganz offensichtlich von Anfang an, dass sie lügen. Das finde ich sehr ehrlich."

Till Heene, Juni 2025

Details und Verkauf


Das alte Handy


"Das alte Handy beruht auf Bildern, die ich vor über zwanzig Jahren mit einem der ersten Fotohandys gemacht habe. Ich habe das Handy vor ein paar Monaten in einer Schublade wiederentdeckt, geladen und siehe! da tauchten plötzlich wieder all die Menschen auf, die ich damals kannte und mit denen ich teils befreundet war. Ich habe ihre Bilder ziemlich umständlich vom grob verpixelten Display zurückgewonnen und bearbeitet. Sie werden auf schönem japanischen Büttenpapier gedruckt, damit sie jetzt bequemer liegen als zuvor in der dunkeln Schublade. 
Ich glaube, dass es eine Frage der künstlerischen Gestaltung sein kann, aus einem Rennen nach immer höherer Auflösung auszuscheren und sich mit den Etappen des Übergangs ausführlicher zu beschäftigen. Das ist nach meinem Verständnis keine Nostalgie, sondern eine Verweigerung, das künstlerische Arbeiten auf die immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen und die Obsoleszenz der digitalen Werkzeuge anzupassen, die ich benutze. 

Ich ziehe eine Parallele zur Arbeit der Piktorialisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die Fotografien bereits wie Gemälde inszenierten. Oder warum nicht auch zur Arbeit der Pointillisten, die ihre Gemälde etwas früher als die Piktorialisten - heute würde man sagen: mit den Mitteln der Malerei verpixelt haben."

Till Heene, Juni 2025

Details und Verkauf



Robert Walser, oder: Der Schmelzpunkt


"Ist es je einem Dichter so gut gelungen wie dem Schweizer Robert Walser (1878-1956), noch in seinem Tod eine Figur des eigenen Werkes zu zitieren?

‘Ich habe keine Zeit,‘ sagte Simon still vor sich, ‚ich muß mich beeilen, daß ich die nächste Stadt noch erreiche, ich würde sonst keine Bangigkeit verspüren, noch etwas längere Zeit bei diesem armen Kerl von Toten zu verweilen, der ein Dichter und Schwärmer war. Wie nobel er sich sein Grab ausgesucht hat. Mitten unter herrlichen, grünen, mit Schnee bedeckten Tannen liegt er. Ich will niemanden davon Anzeige erstatten. Die Natur sieht herab auf ihren Toten, die Sterne singen leise ihm zu Häupten, und die Nachtvögel schnarren, das ist die beste Musik für einen, der kein Gehör und kein Gefühl mehr hat.

Dies schrieb, ziemlich romantisch-morbid', der achtundzwanzig Jahre alte Robert Walser in seinem Roman Geschwister Tanner. Fünfzig Jahre später liegt er selbst am ersten Weihnachtsfeiertag, hingestreckt von einem Herzschlag, im Schnee nahe Herisau im Kanton Appenzell. Zwei Bauernjungen finden den Leichnahm; ein namentlich nicht erwähnter Polizeifotograf macht das letzte Bild.
Arnold Odermatt hätte die Spuren des Unglücks nicht besser inszenieren können.

In einer Aneignung dieses Bildes ist eine Arbeit entstanden, die innerhalb einer Kollektivausstellung im Oktober 2024 in der Basler Galerie Leupin gezeigt wurde. Dabei handelt es sich um ein Tetraptychon, das das letztes Bild des Dichters aufgreift, aus dem nüchtern-dokumentarischen Schwarzweiß befreit und spielerisch fortführt."

Till Heene, Oktober 2024