Logbook
"The idea for this logbook originally arose on the occasion of the exhibition Traces and Ideas in June 2025 at the Basel Galerie Leupin.
I'm not sure where the german word "Logbuch" comes from etymologically. Some sources say it comes from the verb "lügen" (to lie). Others trace it back to the preterite of the verb "liegen" (to lay). The wonderful digital dictionary of the German language defines "Logbuch" as a diary for ships and radio stations in which nautical observations are recorded.
Here are further entries, arranged in the order of these past June days. However, quality assurance measures now contradict the idea of a logbook.
On the one hand, because the entries take up more and more time, and processing an event takes longer than the event itself.
On the other hand, because flotsam and jetsam are mixed in, and I've somewhat lost track of what was and wasn't happening during this exhibition, and what of what was was true.
Perhaps it should actually be read like this:
Someone puts on an exhibition and thinks:
"Finally! Now it's starting!"
But it doesn't start at all, at least not as imagined. Everything just keeps going. It had already begun long ago.
"What am I doing here? How did I get here? What happens now?"
These are the questions now.
The exhibited pictures, meanwhile, become eyes. Or are they mirrors?
In my own interest, I would like to point out that the texts published here require, or should have required, proofreading."
Till Heene, September 2025
None of the texts were translated from German.
Donnerstag, 19. Juni 2025, 11:25 Uhr
Sieben Jahre habe ich am Rande der Wüste gelebt, in diesem Streifen Land zwischen Mittelmeer und der weiten Wüste, die von Syrien bis in den Oman reicht. Über dieses kleine, teils zederngrüne Nadelöhr ist der Sapiens, also Menschen wie Dr. Wünschmann, vor etwa 150000 Jahren nach Europa beziehungsweise nach Freiburg-Wiehre gekommen.
...
Donnerstag, 19. Juni 2025, 7:23 Uhr
„Sie Armer!“, rief er aus.
Dazu stieß er sich mit den Füßen auf seinem Rollhockerchen ab. Oberkörper und Kopf entfernten sich mit einem Ruck von meinem linken Unterarm, auf den er das Auflichtmikroskop gehalten hatte. Gerade erst war Dr. Wünschmann zu seiner Expedition in die Inselwelt meiner Muttermale aufgebrochen.
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18. Juni 2025
(Nebenan das Gymnasium am Münsterplatz. In den Pausen lautes Geschrei. Schüler laufen die Münstergasse hinunter auf die Freie Straße. Sie schlendern oder schlurfen oder sie laufen mit diesem wiegenden Gang, als würden sie zu einem Ausflug aufbrechen.)
„Die Wohnung gehörte mal unserem Uronkel Sam. Komischer Vogel.“
...
17. Juni 2025
Die gute Nachricht zuerst. Heute habe ich drei Bilder verkauft. Das ging schnell, ziemlich unerwartet...
16. Juni 2025
Die erste Woche ist fast vorbei.
„Und? Hast du etwas verkauft?“, fragen bereits die ersten.
Hört das denn nie auf?...
15. Juni 2025
Bevor ich es vergesse: Gestern war Vernissage. Es war heiß in Basel, über 30°C…
14. Juni 2025
An der Tür der Galerie hängt das Schild: Galerie geöffnet! Die schwere Holztür lasse ich verschlossen; die Hitze draußen nimmt schnell dem Raum die natürliche Kühle.
Gestern betrat eine die Galerie, die ich nicht kannte und dann doch kannte. Sie trug eine Sonnenbrille...
13. Juni 2025
Die Ausstellung ist eröffnet, offizielle Vernissage am Wochenende. Erst einmal passiert nichts. Der Künstler himself ist vor Ort und erläutert gerne, was er wie gemeint hat (wenn er sich das doch nur konsistent merken könnte!). Die Tür ist offen und Menschen laufen vorbei...
11. Juni 2025
Durch das Fenster, durch den Sucher dieses Kameragehäuses von Galerie sehe ich die anderen amerikanischen Reisegruppen...
10. Juni 2025
Heute ist der Tag der Hängung in der Galerie. Statt die Bilder an die Wand zu stellen und abzuknallen, werden sie gehängt. So oder so: jetzt ist es aus...
8. Juni 2025
Grundsätzlicher Fehler des Amateurs auf den Pfaden der Kunst: ein kaum ausgeprägtes erweiterndes Hinterfragen der eigenen Einfälle und Ideen mit einer dionysischen Begeisterung zu kompensieren, deren Ursprung Winzersekt und nicht Champagner ist...
7. Juni 2025
Eines der großen Missverständnisse in der Anerkennung von Leistung besteht darin, dass man dafür belohnt wird, etwas zu können, und nicht dafür, es zu erlernen...
5. Juni 2025
Es gibt einen ganzen Industriezweig, der davon lebt, einem vorzumachen, dass es ein richtiges Leben nach dem falschen gebe...
2. Juni 2025
Heute druckt das Fotolabor in Basel die Bilder...
31. Mai 2025
In den letzten fünf Jahren meiner Selbstständigkeit habe ich es immer wieder mit einem Selbstportrait versucht. Hunderte Versuche liegen auf der Festplatte. Von keinem einzigen würde ich sagen:
Das bin ich.
Oder ich sage von allen: das bin ich...
30. Mai 2025
Also könnte man aus Madame Bovary einen Fotografen machen, der sein Leben lang den Bildern hinterherjagt, die ihn als Jugendlichen geprägt haben und in einer digitalen Welt, die nur noch die analogen Best-Ofs resampelt, längst zum Klischee geworden sind...
28. Mai 2025
Wie viele in meiner Generation ewig Jugendlicher, träume ich davon, ein großer Reportagefotograf zu werden, wenn ich einmal groß bin...
26. Mai 2025
In den vielen Kursen zur Fotografie, an denen ich in den vergangenen Jahren teilgenommen habe, gab es immer wieder Amateure, passionierte Laien, die beim gemeinsamen Mittag- oder Abendessen damit herausrückten, dass sie eigentlich so wären, wie sie sich hier während des Workshop-Wochenendes präsentierten…
24. Mai 2025
Ist es eine Tragödie? Ist es eine Komödie? ...
22. Mai 2025
Referenzen in einer Künstlerbiographie: viel Namedropping.
Oft klingt das so: ...
21. Mai 2025
Dass Bilder lügen, ist eine alte Geschichte. Wir haben hochgerüstet und können inzwischen derart hochauflösend Bilder produzieren, dass man in das Bild hineinlaufen möchte, weil man es für eine bessere Wirklichkeit hält...
19. Mai 2025
S-Bahn nach Basel. Eine Wolke Drogeriemarktparfum breitet sich aus und vermengt sich mit den Ausdünstungen der Pendler...
15. Mai 2025
Ohne Schwierigkeiten könnte ich ein Bild nach dem anderen in den digitalen Abyssus einer Festplatte versenken, ohne es jemals auf einem Papier oder irgendeinem anderen physischen Träger konkret werden zu lassen...
14. Mai 2025
Aus der S-Bahn nach Basel. Draußen im Wiesental liegt der Frühling auf den Feldern. Nimmt sein Sonnenbad. Die Farben...
13. Mai 2025
Mein Studio in einer ehemaligen Fabrik im Wiesental ist das ehemalige Betriebsratsbüro. Es ist zweiundzwanzig...
7. Mai 2025
Der Gedanke, Bilder an eine Wand zu hängen und damit eine Ausstellung zu machen, ist mir so fremd, dass...